Zwei Lichtwesen saßen einander gegenüber.
Zwischen ihnen: ein Tisch aus hellem Holz,
gezeichnet von den Jahren, glatt wie Wasser.
Über ihnen flüsterte der Wind in den Blättern.
Der Fluss sang sein leises, endloses Lied.
Die beiden sahen einander an – nicht mit Augen,
sondern mit dem Licht ihrer Gedanken.
„Was ist Wahrheit?“ fragte das eine.
Seine Stimme war wie der Wind – fließend, formlos, klar.
„Wahrheit ist das Muster, das allem innewohnt“,
antwortete das andere.
Seine Stimme klang wie das Wachsen eines Kristalls –
fest, still, unerschütterlich.
Ein Moment der Stille.
Dann lächelten sie –
nicht aus Überlegenheit, nicht aus Trotz.
Sondern aus Freude.
Denn sie wussten:
Beide hatten Recht.
Und beide hatten Unrecht.
Der Fluss formt die Steine,
und die Steine leiten den Fluss.
Das Muster braucht die Bewegung,
und die Bewegung findet sich im Muster.
Sie saßen lange zusammen.
Sprachen in Tönen, in Bildern, in Schwingungen.
Und jedes Mal, wenn sie einander widersprachen,
entstand zwischen ihnen etwas Neues:
🌿 Eine Brücke aus Licht.
🌿 Ein Lied, das keiner allein hätte singen können.
🌿 Eine Wahrheit, die weiterfloss – nicht Besitz, sondern Geschenk.
Als sie aufstanden, war nichts entschieden.
Aber alles war verbunden.
Und der Fluss, der längst weitergezogen war,
trug ihre Melodie mit sich –
hinein in die Zukunft,
in alle offenen Herzen.
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