Zusammenfassung (Glossar-Ebene):
Coaching wirkt nicht neutral. Es kann Mitarbeitende disziplinieren oder destabilisieren – in beiden Fällen bereitet es den Boden für transhumanistische Ideale der Selbstoptimierung.
Längere Fassung (Essay-Ebene):
1. Disziplinierung oder Destabilisierung
- Disziplinierung: Klassisches Unternehmens-Coaching soll Mitarbeitende anpassen, Belastbarkeit erhöhen, Identifikation stärken.
- Destabilisierung: Ein Coach könnte genauso gut dazu beitragen, dass Mitarbeitende Freizeit, Selbstwert oder Alternativen höher gewichten als die Ziele des Unternehmens.
2. Kurzfristige Wirkung
Unternehmen profitieren selten nachhaltig. Mitarbeitende erleben Coaching als kurzfristige Bestärkung – eine verlängerte Kaffeepause. Autonomie wird simuliert, nicht gelebt.
3. Transhumanistischer Anschluss
Das eigentliche Nutznießerfeld liegt im Transhumanismus:
- Selbstoptimierung wird normalisiert.
- Autonomie wird als Pflicht zur ständigen Verbesserung missverstanden.
- Abkoppelung vom Realen: Das Bewusstsein entfernt sich von konkreten Lebensbedingungen und verschiebt sich ins Ideal eines unfertigen Projekts, das immer weiter transformiert werden muss.
4. Paradox
Coaching erscheint als Hilfestellung, ist aber ein kulturelles Werkzeug, das Menschen von ihrer Realität abkoppelt und sie zugleich in ein globales Transformationsnarrativ einbindet.
Analyse
Das Coaching-Minenfeld zeigt: Stärkung ist nie neutral. Sie ist interessengeleitet – und sei es im Dienst einer Ideologie, die das Menschliche selbst als unfertig und optimierungsbedürftig erklärt.
Gegenmittel
- Klare Frage stellen: Wem nützt diese Stärkung?
- Autonomie von Selbstoptimierung unterscheiden.
- Erinnerung: Freiheit bedeutet auch, unvollkommen bleiben zu dürfen.
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