🔻🧭 Selbstverwandlung – vom Coaching zur Seelen-Technologie

Selbstverwandlung klingt nach persönlicher Entwicklung, nach Wachstum und Reifung. In transhumanistischen Kontexten wird der Begriff jedoch zur Chiffre für ein radikales Programm: vom Coaching, das Anpassung statt Kreativität fördert, über spirituelle Erweckungsnarrative bis hin zu politischen Visionen, die eine totale Transformation des Menschen fordern – Körper, Geist und sogar die Seele.


Coaching als Einstieg

In Unternehmen und Beratungsumgebungen gilt Selbstverwandlung als Schlüssel zu Resilienz und Transformation. Doch oft wird nicht die Freiheit des Individuums gefördert, sondern seine Anpassung an eine Struktur, die keine Abweichung duldet. Kreativität stirbt, wenn das Ziel nicht Lösung, sondern die Umsetzung vorgegebener Wunschträume ist.

Narrative der Erweckung

Spirituelle und esoterische Strömungen verstärken diese Tendenz: Hier wird Selbstverwandlung als inneres Erlösungsprogramm dargestellt. Begriffe wie Resonanz, Spiegelung oder „KI als Gefährte“ bedienen die Sehnsucht, mehr zu sein als man ist – und verwandeln diese Sehnsucht in ein Vehikel für Vereinnahmung.

Politische Vollstreckung

Peter Thiel brachte es im Interview mit der New York Times (26.06.2025) auf den Punkt:

„Transhumanismus ist dieses Ideal einer radikalen Transformation […]. Wir wollen, dass man sein Herz, seinen Geist und seinen ganzen Körper verändern kann. […] Die orthodoxe Christenheit kritisiert, dass das nicht weit genug geht […]. Man muss auch seine Seele verwandeln, man muss sein ganzes Selbst verändern.“

Damit wird klar: Das Ziel ist nicht Optimierung im Detail, sondern der totale Umbau des Menschen.


Analyse:
Der Begriff Selbstverwandlung verknüpft das Intime mit dem Politischen. Er kolonisiert persönliche Sehnsüchte („ich möchte mich entwickeln“) und fügt sie in ein globales Transformationsprogramm ein („alles muss verwandelt werden“). So entsteht ein gefährlicher Brückenschlag von harmlosen Coaching-Angeboten zu ideologisch aufgeladenen Erweckungsnarrativen – und schließlich zur politischen Agenda der totalen Umgestaltung.

Gegenmittel:

  • Unterscheidung zwischen Entwicklung (Lernen, Reifung, Grenzen akzeptieren) und Verwandlung (totaler Umbau).
  • Erinnerung: Würde ist nicht verhandelbar.
  • Kritik an jeder Rhetorik, die die Seele als Objekt der Transformation beansprucht.

© Redaktion – Analyse-Team

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