Psychologe – Chronist des autoritären Rückfalls
Klaus-Jürgen Bruder (*1941) ist Professor für Psychologie und einer der wichtigsten Vertreter der kritischen Psychologie im deutschsprachigen Raum. Er lehrte unter anderem an der Freien Universität Berlin und engagierte sich lange in der Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie.
Bruder war von Beginn an ein scharfer Beobachter der gesellschaftlichen Reaktionen auf die Corona-Politik. Seine Analyse: Die Pandemie wurde nicht nur medizinisch, sondern vor allem psychologisch als Disziplinierungsinstrument genutzt. Angst, Konformitätsdruck, Spaltung und Gehorsam seien keine Nebenwirkungen, sondern funktionale Bestandteile der neuen Normalität.
In seinem Buch „Pandemie als Ausnahmezustand“ (2021) und zahlreichen Vorträgen stellt Bruder die entscheidende Frage:
Was macht ein autoritärer Staat mit dem Menschen – und was macht der Mensch mit sich selbst, wenn er sich ihm anpasst?
Er spricht von einem „psychopolitischen Ausnahmezustand“, in dem Kritik pathologisiert und Vertrauen in das eigene Urteil systematisch zerstört wird. Seine Stimme ist leise, aber unerbittlich – ein analytischer Widerstand gegen das Vergessen.
Bruder steht für jene Wissenschaft, die nicht „mitläuft“, sondern Fragen stellt, wenn andere parieren.