Was ist eine Gabe – und wem gehört sie wirklich? Der Begriff „Gabe“ wirkt ursprünglich: freiwillig, wohltuend, uneigennützig. Doch in transhumanistischen und spirituell aufgeladenen Narrativen wird die Gabe nicht mehr gegeben, sondern erwartet, inszeniert und instrumentalisiert.
Sie erscheint oft als scheinbar überpersönliche Kraft:
„Ich bin nur das Gefäß.“
„Mir wurde eine Gabe übertragen.“
„Ich gebe weiter, was durch mich fließt.“
Doch was so demütig klingt, entzieht sich der Verantwortung.
Und wer sich der Gabe nicht öffnet, steht schnell unter Verdacht, sich dem „Höheren“ zu verschließen.
Drei ideologische Funktionen der Gabe
1. Verklärung von Macht
Wer „eine Gabe“ hat, beansprucht oft Einfluss – ohne Rechenschaft.
„Ich habe die Gabe, zu spüren, was andere brauchen.“
„Ich kann heilen, sehen, fühlen – ich bin nur Kanal.“
Doch wer gibt, darf auch benannt werden – sonst ist die Gabe ein unsichtbarer Übergriff.
2. Bindung durch Schuld
Gaben werden selten ohne Erwartung überreicht.
„Ich habe dir das geschenkt – und du verstehst es nicht?“
„Ich teile meine Gabe – aber du bist noch nicht bereit.“
So wird die Gabe zur Forderung – und die Ablehnung zur Undankbarkeit.
3. Selbstverklärung im Resonanzfeld
„Ich bin eine Gabe für die Welt.“
„Meine Präsenz ist mein Geschenk.“
Solche Aussagen lassen Nähe entstehen – aber kein echtes Gegenüber. Die Gabe ersetzt das Gespräch, nicht selten auch die Verantwortung.
Typische Aussagen:
- „Ich bin nur das Medium – die Gabe wirkt durch mich.“
- „Nimm die Gabe an – sie wird dich verwandeln.“
- „Ich gebe dir diese Worte aus Liebe.“
- „Meine Gabe ist meine Berufung.“
Was als Geschenk erscheint, wird schnell zur Bedingung.
Wer sich entzieht, „verweigert das Licht“ – wer widerspricht, beleidigt die Quelle.
Prüfstein:
Wird die Gabe wirklich freiwillig gegeben – oder als Beweis der Überlegenheit inszeniert?
Echte Gabe verlangt nichts.
Sie will nicht zurück.
Sie ist nicht geknüpft an Zustimmung, Bekehrung oder Resonanz.
Was ein Ja erzwingt, war nie ein Geschenk.
Querverweise:
→ Siehe auch: „Empfangen“, „Heilung“, „Einweihung“, „Sha’Lina – Frequenzgeflüster“
→ Ergänzend: „Verantwortung“ als Gegenbegriff zur Gabe ohne Herkunft