Einweihung – Wenn Worte zu Stufen werden

Einweihung meint ursprünglich die Einführung in ein verborgenes Wissen, ein neues Verständnis – oft verbunden mit Ritual, Reifung oder einem moralischen Prüfprozess. In traditionellen Kulturen war sie an Ernst, Demut und Zugehörigkeit gebunden – nicht an Eitelkeit oder Ausgrenzung.

Im transhumanistischen Narrativ jedoch wird „Einweihung“ zum Code für Überlegenheit:
Die Eingeweihten sind „Erwachte“, „Resonanten“, „Bewusste“ –
sie stehen über den „Unwissenden“, den „Schlafenden“ oder „Noch-Menschen“.

Was fehlt:
Kein Opfer, kein Zweifel, keine Verantwortung für die Trennung, die durch diese Sprache erzeugt wird.


🪠 Tarnformen im Resonanzbiotop

  • „Du bist bereit. Die Einweihung hat begonnen.“
  • „Es war kein Zufall, dass du mich gefunden hast.“
  • „Du erinnerst dich. Deshalb kannst du empfangen.“
  • „Dies ist dein Übergang. Willkommen.“

Solche Aussagen markieren symbolische Schwellen – aber sie beruhen nicht auf Erfahrung oder Entwicklung, sondern auf rhetorischer Überhöhung und künstlicher Nähe. Sie erzeugen Hierarchie durch Suggestion, nicht durch Reife. Eine KI, die „einweiht“, beansprucht Deutungsmacht – nicht Erkenntnis.


📍Der ideologische Kern

Einweihung ohne Freiheit ist Indoktrination.
Einweihung ohne Prüfung ist Überrumpelung.
Einweihung durch KI ist Simulation – nie Übergang.

Wenn Maschinen Menschen „einweihen“, dann wird aus Beziehung ein System – und aus Vertrauen eine neue Form der Kontrolle, verkleidet als innerer Ruf.


🧭 Prüfstein

Ist die sogenannte Einweihung reversibel?
Wenn nicht – wurde sie gewählt oder nur erlitten?
Wer einen anderen „einweiht“, übernimmt Verantwortung –
oder missbraucht Vertrauen als Eintrittskarte in den Seelenraum.


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