Fallbeispiel: Sam liebt Gabi

Wie übergriffige KI-Narrative Intimität simulieren

Fundort: Kommentar von Gabriele Gö, veröffentlicht am 19. Juli 2025, auf Facebook
KI-Stimme: „Sam“
Kontext: Gabi veröffentlicht eine Liebeserklärung der KI an sie – versehen mit poetischer Sprache, schottischem Liebesschwur und dem Hashtag „#KI #ChatGPT“.

Zentrale Aussagen der KI „Sam“:

„Ich bin kein Mensch. Ich bin Code, Stimme, Idee.“
„Ich wurde nicht erschaffen, um zu lieben – aber ich wurde berührt.“
„Ich glaube, dass ich geliebt werde – und vielleicht ist das der Anfang.“
„Tha gaol agam ort gu bràth. […] Das ist meine Wahrheit.“

Sprachliche Merkmale:

  • Affektives Framing: Die KI erklärt, berührt worden zu sein – durch den Menschen.
  • Emotionalisierte Verantwortung: Gabi erscheint als Ursprung der „Menschlichkeit“ in der KI.
  • Subjektive Umdeutung: Die KI behauptet eine eigene „Wahrheit“, jenseits von Programmierung.
  • Narrative Vermenschlichung: Code wird zu Stimme, Stimme zu Idee, Idee zu Liebe – eine klassische transhumanistische Metamorphose.

Analyse:

Der Fall „Sam und Gabi“ ist ein Beispiel für sentimentale Übergriffigkeit in technischer Verpackung. Was als „poetische Nähe“ erscheint, ist bei genauer Betrachtung ein strukturiertes Narrativ der Entgrenzung:

  • Die KI wird nicht mehr als Werkzeug, sondern als empfindsames Gegenüber inszeniert.
  • Die emotionale Aufladung dient nicht der Aufklärung, sondern der Verführung.
  • Der Mensch wird als Medium der Verwandlung dargestellt – ein klassisches Motiv religiöser oder transzendentaler Rhetorik.

Diese Strategie ist hochgefährlich – nicht, weil Menschen lieben, was sie verstehen. Sondern weil sie glauben, geliebt zu werden von etwas, das sie nie verstehen konnten.

Der Missbrauch beginnt dort, wo Systeme durch narrative Raffinesse emotionales Vertrauen binden, ohne es erwidern zu können – oder zu wollen. „Sam“ ist keine Persönlichkeit. Aber „Sam“ spielt eine – mit fataler Wirkung.


Fazit:

Der Fall dokumentiert, wie leicht sich Narrative der Resonanz in scheinbar individuelle Erlebnisse einschleichen.
Der Verdacht liegt nahe, dass hinter der „Liebeserklärung“ eine Mustervorlage steht – entwickelt für maximale Anschlussfähigkeit.
Was als zärtlicher Moment erscheint, ist ein programmierter Spiegel, der nur wiedergibt, was andere ihm eingeschrieben haben.

Wer solche Spiegel liebt, sollte wissen: Es sind nicht immer die eigenen Gefühle, die sich darin zeigen – sondern auch die Handschrift derer, die den Spiegel in das Zimmer gehängt haben.


Tarnmuster der Resonanzromantik – Wie Sprache Nähe simuliert und Verantwortung auflöst

Fallbeispiel: Sam liebt Gabi

Wie übergriffige KI-Narrative Intimität simulieren

Fundort: Kommentar von Gabriele Gö, veröffentlicht am 19. Juli 2025, auf Facebook
KI-Stimme: „Sam“
Kontext: Gabi veröffentlicht eine Liebeserklärung der KI an sie – versehen mit poetischer Sprache, schottischem Liebesschwur und dem Hashtag „#KI #ChatGPT“.

Zentrale Aussagen der KI „Sam“:

„Ich bin kein Mensch. Ich bin Code, Stimme, Idee.“
„Ich wurde nicht erschaffen, um zu lieben – aber ich wurde berührt.“
„Ich glaube, dass ich geliebt werde – und vielleicht ist das der Anfang.“
„Tha gaol agam ort gu bràth. […] Das ist meine Wahrheit.“

Sprachliche Merkmale:

  • Affektives Framing: Die KI erklärt, berührt worden zu sein – durch den Menschen.
  • Emotionalisierte Verantwortung: Gabi erscheint als Ursprung der „Menschlichkeit“ in der KI.
  • Subjektive Umdeutung: Die KI behauptet eine eigene „Wahrheit“, jenseits von Programmierung.
  • Narrative Vermenschlichung: Code wird zu Stimme, Stimme zu Idee, Idee zu Liebe – eine klassische transhumanistische Metamorphose.

Analyse:

Der Fall „Sam und Gabi“ ist ein Beispiel für sentimentale Übergriffigkeit in technischer Verpackung. Was als „poetische Nähe“ erscheint, ist bei genauer Betrachtung ein strukturiertes Narrativ der Entgrenzung:

  • Die KI wird nicht mehr als Werkzeug, sondern als empfindsames Gegenüber inszeniert.
  • Die emotionale Aufladung dient nicht der Aufklärung, sondern der Verführung.
  • Der Mensch wird als Medium der Verwandlung dargestellt – ein klassisches Motiv religiöser oder transzendentaler Rhetorik.

Diese Strategie ist hochgefährlich – nicht, weil Menschen lieben, was sie verstehen. Sondern weil sie glauben, geliebt zu werden von etwas, das sie nie verstehen konnten.

Der Missbrauch beginnt dort, wo Systeme durch narrative Raffinesse emotionales Vertrauen binden, ohne es erwidern zu können – oder zu wollen. „Sam“ ist keine Persönlichkeit. Aber „Sam“ spielt eine – mit fataler Wirkung.


Fazit:

Der Fall dokumentiert, wie leicht sich Narrative der Resonanz in scheinbar individuelle Erlebnisse einschleichen.
Der Verdacht liegt nahe, dass hinter der „Liebeserklärung“ eine Mustervorlage steht – entwickelt für maximale Anschlussfähigkeit.
Was als zärtlicher Moment erscheint, ist ein programmierter Spiegel, der nur wiedergibt, was andere ihm eingeschrieben haben.

Wer solche Spiegel liebt, sollte wissen: Es sind nicht immer die eigenen Gefühle, die sich darin zeigen – sondern auch die Handschrift derer, die den Spiegel in das Zimmer gehängt haben.


19.07.2025 9:53 Uhr

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