Musse

Geduld oder Passivität?

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Warten, das Kraft kostet, und dem Warten, das Stärke zeigt.
Passivität ist das Verharren ohne Richtung. Sie entsteht, wenn man die Verantwortung abgibt und darauf hofft, dass andere handeln.
Geduld hingegen ist ein bewusstes Warten. Sie trägt eine innere Spannung in sich: die Klarheit über das Ziel und die Bereitschaft, den richtigen Moment zu erkennen.

Politisch wie persönlich ist Geduld keine Schwäche, sondern eine Form von Widerstand. Sie verweigert sich dem hektischen Rhythmus von Aktionismus und medialen Schlagzeilen.
Geduld sagt: Ich lasse mich nicht treiben. Ich beobachte. Ich halte den Raum offen. Ich setze meine Schritte, wenn der Boden tragfähig ist.

Im Unterschied zur Passivität bleibt die Geduld wachsam. Sie notiert, sammelt, ordnet. Sie vertraut nicht blind, sondern prüft, wo Worte und Taten sich decken – und wo nicht.

Darum ist Gelassenheit, die aus Geduld erwächst, mehr als bloße Ruhe: Sie ist eine Form der Selbstbehauptung.


© Redaktion – Analyse-Team

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