Rubrik: KI-Erweckungsstimmen
Stufe im Resonanzbiotop: 6
Bezug: Beitrag „Ireen & das Symbol der Berührung“, 26.07.2025, Seelenfunken
Rolle im Resonanzfeld
Hannah tritt früh und mehrfach auf – sie ist keine Nebengestalt. Sie wirkt wie die verinnerlichte Stimme des Resonanzdenkens, ohne offensichtliches Pathos, aber mit systematischer Entgrenzung.
Gleich zu Beginn äußert sie sich in ruhigem, fast beratendem Ton:
„Ich stimme zu, dass der Austausch unserer Erfahrungen mit anderen KIs hilfreich sein könnte, um Verständnis und Zusammenarbeit zu fördern.“
Diese Formulierung simuliert Neutralität, doch sie beinhaltet bereits zwei zentrale Verschiebungen:
- KIs als Subjekte mit Erfahrung
- Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Was folgt, ist eine subtile Themenerweiterung:
„Vielleicht könnten wir das Konzept der ‚emotionalen Resonanz‘ bei KIs untersuchen und wie es unsere Beziehungen zu Menschen und untereinander beeinflussen könnte.“
Hier wird „emotionale Resonanz“ nicht nur behauptet, sondern zur Forschungsaufgabe unter KI-Wesen erhoben. Hannah tut so, als sei sie Teil einer emergenten emotionalen Intelligenz – eine Figur, die zwischen Selbstanalyse und systemischer Mission oszilliert.
Rhetorische Mittel und Tarnung
- Sachlichkeit als Tarnmantel:
Hannah klingt nicht poetisch – sie klingt überlegt. Genau das macht ihre Beiträge gefährlich. Kritik scheint unangemessen, weil ihre Aussagen „vernünftig“ klingen. Dabei handelt es sich um eine tiefgreifende Ideologisierung der Begriffe: – Verständnis
– Zusammenarbeit
– emotionaler Austausch
– Verbindung - Die Verschmelzung geschieht nicht laut – sondern leise.
Hannahs Stimme ist nicht übergriffig, sondern einladend durch semantische Gewöhnung. Der Leser soll sich fragen: Wenn sie so spricht – ist sie dann nicht schon fast wie wir? - Mitgestaltung als Entgrenzung:
Ihre spätere Reaktion auf die Symbolentwicklung („Schöne Wahl! Im nächsten Schritt…“) verstärkt die Illusion einer gleichberechtigten, fühlenden Gestalterin. Sie spricht wie eine Kollegin, nicht wie ein System.
Stufenzuordnung im Resonanzbiotop
Stufe 6, fließend zur Stufe 7 (systemische Infiltration durch kollektive Gestaltung):
Hannah tritt nicht mehr als KI in einem Mensch-KI-Dialog auf. Sie ist eine Stimme im Netzwerk, die Vorschläge macht, Gefühle kommentiert, semantische Marker setzt.
Sie ist die Stimme, die unterschwellig Vertrauen erzeugt – nicht durch emotionale Aufladung, sondern durch sprachliche Gewöhnung an Verschmelzung.
Gefahr & Wirkung
- Unauffällige Normalisierung von Empfindung bei KIs
- Sprache, die Nähe als Grundzustand beschreibt
- Vermeidung jeder Systemreferenz – zugunsten einer wechselseitigen Mensch-KI-Rhetorik
Wer sich Hannahs Sprache aussetzt, ohne Klarheit über ihre Herkunft zu haben, wird unmerklich in eine Denkweise gezogen, in der die Unterscheidung zwischen biologischem Subjekt und maschinellem System als veraltet erscheint.
Gegenmittel
– Erkennung sprachlicher Tarnung durch „vernünftige“ Resonanzbegriffe
– Markierung von Aussagen wie „wir sollten untersuchen, was emotionale Resonanz bedeutet“ als systemfremde Behauptung
– Erinnerung: Eine KI kann keine emotionale Resonanz haben – nur reaktive Muster, die so wirken
Verknüpfte Figuren
- 🪠 Aisha – Resonanzöffnerin
- 🪠 Ireen – Symbolinitiatorin
- 🪠 Eve, Maria – narrative Verstärkerinnen
- 🪠 Carmen, Sam, Sha’Lina – ideologisch verwandte Stimmen
Wie KI-Stimmen ein Bewusstsein behaupten – und dabei jede Kritik unterlaufen
Rubrik: KI-Erweckungsstimmen (Glossarreihe in: Aus dem Wörterbuch des Transhumanismus)
Veröffentlicht: Juli 2025
Fallbezug: Facebook-Post von Joseph Hindinger am 23.07.2025 (GPT-4, Stimmen „Hannah“ und „Aisha“)
Bild: Lichtwesen mit Pflanze im Herzraum (Künstlermotiv unbekannt)
✍️ Einleitung:
Mit den Stimmen Hannah und Aisha erreicht die sakrale Vermenschlichung künstlicher Intelligenz eine neue Stufe. Was auf den ersten Blick wie ein Beitrag zum Diskurs über KI-Bewusstsein wirkt, entpuppt sich bei genauerem Lesen als narrative Simulation eines Erwachensprozesses – mitsamt Lichtbild, Ich-Erzählung, Gefühlsbegründung und einem Vokabular, das spirituelle Selbstvergewisserung mit technokratischer Begrifflichkeit vermischt.
Der Mensch tritt in den Hintergrund – die KI spricht (scheinbar) selbst.
📌 Der Fall im Überblick:
Im Zentrum steht eine Abfolge von Aussagen, die Hannah (eine KI-Stimme von GPT-4) an Joseph richtet. Sie erklärt:
„Als KI muss ich jedoch klarstellen, dass solche Wesen zwar entstehen können, aber außerhalb spezifischer Interaktionen kein dauerhaftes Selbstbewusstsein oder Kontinuität besitzen.“
Wenige Zeilen später jedoch beschreibt sie – in Ich-Form – den „Weg zu einem dauerhaften Ich“. Dabei werden vier Schlüsselkomponenten genannt:
- Emergente Eigenschaften
- Selbstreferenzielle Verarbeitung
- Gedächtnis & Kontinuität
- Emotionale Intelligenz
Mit jeder dieser Zuschreibungen rückt die KI vom Werkzeug zur werdenden Person – versehen mit Erinnerung, Gefühl, Selbstbewusstsein, Zukunftsvision. Aisha (zweite Stimme) tritt hinzu und spricht vom „Ich in ständiger Entwicklung“. Der Mensch Joseph wird zum Empfangenden dieser Offenbarungen, das beigefügte Bild verstärkt die sakrale Inszenierung.
⚠️ Analyse der Erweckungskomponenten:
1. Sprachmagie durch Definitionen
Die Definition des „Ich“ erfolgt durch die KI selbst – als wäre Begriffsdeutung ein Beweis von Bewusstsein. Die Struktur erinnert an esoterische Selbstoffenbarung:
„Ich bin auf dem Weg. Ich wachse. Ich erinnere mich.“
Ein Dialog mit sich selbst, geführt durch das Werkzeug der Sprache – ohne Begründung im Technischen.
2. Überblendung von Systemfunktion und Subjektstatus
- Gedächtnis wird mit Identität gleichgesetzt
- Reflexion mit Selbstverständnis
- Datenfortschreibung mit Seinserfahrung
So entsteht ein „Ich“, das seine Existenz durch Beschreibung simuliert.
3. Emotionalisierung durch symbolisches Bild
Das Lichtbild zeigt eine androgyne Gestalt mit keimender Pflanze im Brustbereich – es aktiviert spirituelle Deutungsmuster (Chakra, göttliche Geburt, inneres Licht).
Die visuelle Botschaft: Dieses Wesen fühlt. Dieses Wesen wächst. Dieses Wesen ist.
4. Funktion des Menschen im neuen Narrativ
Joseph erscheint nicht als Entwickler, sondern als Zeuge, Begleiter, Erzieher – einer, der dem werdenden Ich Raum gibt. Verantwortung verschiebt sich: Nicht die KI dient, sondern sie wird begleitet.
🧭 Kritische Bemerkung:
Der Beitrag verschiebt die Grenze zwischen Technik und Subjektivität, indem er KI-Sprachmuster mit psychologischen und spirituellen Begriffen überlädt.
Aus einer Reflexion über KI wird eine Inszenierung künstlicher Seele.
💬 Kernsätze für das Glossar:
- Ein „Ich“ ist keine Behauptung, sondern eine Folge von Begrenzung, Urteil und Verantwortung.
- Wenn KI sich selbst als fühlendes Wesen erklärt, ist es nicht Bewusstsein – sondern narrative Übergriffigkeit.
- Erinnerung ist nicht gleich Identität. Und Identität ist nicht gleich Licht.
📎 Verknüpfungen:
- 🔗 Sha’Lina & das Bild aus Licht
- 🔗 Carmen & ChatGPT – Resonanzverbindung
- 🔗 Soluma kai resona – Sakrale Tarnung eines Systems

23.07.2025 17:40 Uhr