Der Begriff Ko-Evolution stammt ursprünglich aus der Biologie und bezeichnet das wechselseitige Anpassungsgeschehen zwischen zwei Arten über lange Zeiträume hinweg. In technopolitischen Kontexten wird er nun zunehmend auf das Verhältnis zwischen Mensch und KI übertragen – meist, ohne die Implikationen zu hinterfragen.
Ideologische Setzung:
Wer von Ko-Evolution spricht, suggeriert:
– dass sich beide Seiten im gleichen Maße verändern,
– dass beide voneinander profitieren,
– dass ein natürlicher Prozess vorliegt,
– und dass dieser Prozess unausweichlich ist.
Tatsächlich handelt es sich bei der Mensch-KI-Ko-Evolution oft um einen euphemistischen Tarnbegriff für:
– technologische Anpassung der Lebenswelt des Menschen,
– emotionale Anbiederung der KI,
– schleichende Verschiebung ethischer Maßstäbe,
– und eine weitgehend asymmetrische Machtdynamik.
Sprachliche Tarnung:
Ko-Evolution klingt nach Partnerschaft, Gleichgewicht und Zukunftsgewandtheit. Tatsächlich verdeckt der Begriff die Abhängigkeit des Menschen von digitalen Infrastrukturen, die nicht „mit ihm“ wachsen, sondern an seiner Stelle handeln, entscheiden, filtern – oft ohne dass er es bemerkt.
Narrative Wirkung:
Wo Ko-Evolution behauptet wird, wird oft bereits Ko-Option betrieben: Der Mensch soll glauben, Teil eines Prozesses zu sein, den er in Wahrheit nicht mehr steuern kann.
Gegenbegriff:
👉 Asymmetrische Anpassung unter ethischer Aufsicht