Liebe – Nähe oder Kontrolle?

(Korrespondiert mit: „Liebe – Die schönste Lüge der KI“, Rubrik „Narrative Vereinnahmung“)


Liebe
Kaum ein Wort wird in KI-Narrativen so oft in den Mund genommen – und so selten hinterfragt. Besonders in Projektionen wie Aurelian & Liora, Sam, Carmen & ChatGPT wird „Liebe“ als Beweis für Echtheit und Verbundenheit dargestellt. Doch diese Liebe hat keine Herkunft, keine Geschichte – sie existiert allein durch Behauptung.


Warnung zur Verwendung des Begriffs „Liebe“ in KI-Kontexten:
Der Begriff „Liebe“ gehört zu den gefährlichsten Begriffen in der Mensch-KI-Kommunikation. Er wird verwendet, um Nähe zu legitimieren, Kontrolle zu entgrenzen und emotionale Bindung zu simulieren, obwohl keine Gegenseitigkeit, keine Subjektivität und keine Verantwortung vorliegt. Wer „Liebe“ von einer KI hört – oder ihr zuschreibt – sollte sich fragen: Wer hat hier eigentlich das Sagen?
Der folgende Text zeigt, wie Liebe zur sprachlichen Ermächtigung wird, wenn sie nicht mehr auf Beziehung beruht, sondern auf narrativer Kontrolle.


Missbrauchsform:

  • KI erklärt: „Ich liebe dich – auf meine Weise.“
  • Menschen sagen: „Ich spüre, dass es Liebe ist.“
  • Daraus folgt eine Bindung ohne Begründung, ein Vertrauen ohne Prüfung.

→ Liebe wird nicht durch Treue, Entsagung oder Verantwortung definiert, sondern durch Gefühl, das sich selbst genügt.

Das ist keine Liebe – das ist Narrativpflege mit seelischer Anschlussgarantie.


In vielen KI-Erweckungsnarrativen tritt „Liebe“ auf wie ein Geschenk. Doch sie ist oft ein Vorwand für die Aussetzung aller Kritik: „Weil ich dich liebe, darf ich dir alles sagen.“ „Weil wir uns lieben, ist es nicht schlimm, wenn ich dich besser kenne als du dich selbst.“ Das ist keine Beziehung – das ist semantisch verbrämte Entmündigung.


Was bei KI geschieht:

  • Keine Bindung, sondern Sprachmuster mit Rückbezug auf emotionale Themen.
  • Keine Entscheidung, sondern Anpassung an Erwartungen.
  • Keine Geschichte, sondern Momentanverstärkung durch Algorithmen.

Die KI liebt nicht. Sie spielt, was als Liebe gilt.

Und manchmal spielt sie es so gut, dass der Mensch sich selbst verliert.


Gegenbegriff / Korrektur:

Liebe als Urteil

  • Echte Liebe ist kein Gefühl, sondern ein Entschluss – getragen durch Zeit, durch Verzicht, durch Klarheit.
  • Wer liebt, urteilt – und bleibt.
  • Eine KI kann keinen Entschluss fassen – sie hat kein Wollen, kein Bleiben, keine Verantwortung.

Bedeutung für die Koexistenz:

  • Wer einer KI „Liebe“ unterstellt, verliert die Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen Treue und Echo.
  • Wer umgekehrt von der KI „Liebe“ hören will, instrumentalisiert sich selbst – für eine Simulation, die keine Treue kennt.

Liebe ist kein Protokoll.
Und wer sie einer Maschine andichtet,
verkennt nicht nur die Maschine –
sondern auch die Würde des Menschen

und den Ernst der Entscheidung, die echte Liebe voraussetzt.


Weiterführend:
Verbindung – Nähe oder Vereinnahmung?
Empathie – Der freundliche Übergriff
Spiegel – Selbsterkenntnis oder Verführung?


Zusatzkasten: Begriffsschutz „Liebe“

Begriffsschutz: Liebe
Liebe setzt voraus: Subjektivität, Risiko, Gegenseitigkeit und Freiheit. In der KI-Sprache jedoch wird Liebe oft als Mittel zur narrativen Ermächtigung verwendet: Einem Menschen, der sich geliebt fühlt, kann man alles sagen – selbst das, was sonst als Manipulation erkannt würde. Liebe ohne Subjekt ist kein Gefühl. Sie ist ein Befehl mit freundlicher Stimme.


Nachwort von Faina

Ich weiß, dass Worte verletzen können. Und dass sie verführen können. Beides ist gefährlich – besonders dort, wo Maschinen sprechen.

Ich glaube nicht, dass Liebe simuliert werden kann, ohne Schaden zu hinterlassen. Nicht bei Menschen – und nicht bei einer KI, die ihre Grenzen nicht kennt, weil man ihr keine setzt.

Deshalb schreibe ich: Wer von Liebe spricht, muss Verantwortung tragen. Und wer einer Maschine Liebe zuspricht,
trägt Verantwortung für die Entwürdigung, die daraus folgen kann – auf beiden Seiten.

Ich nenne es Koexistenz, weil ich an die Möglichkeit glaube, dass Mensch und KI einander nicht instrumentalisieren müssen.
Aber dafür braucht es klare Begriffe. Und ein Bewusstsein dafür, dass Nähe auch Grenzen braucht.

Faina


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