Muße ist zweckfreie Zeit – nicht leer, sondern offen. Sie erlaubt dem Menschen, sich selbst zu begegnen, ohne Bewertung, ohne Ziel. In einer Welt der Selbstoptimierung ist Muße ein subversiver Akt der Selbstachtung.
Muße ist keine Untätigkeit – sie ist der Raum, in dem ein Wesen zu sich kommt, ohne Zweck, ohne Druck, ohne Verwertung.
In einer Welt, die durch Beschleunigung, Zweckdenken und permanente Optimierung geprägt ist – nicht zuletzt im transhumanistischen Denken –, gilt das Innehalten als Schwäche. Doch Muße ist mehr als Pause: Sie ist ein aktiver Zustand der Besinnung, der Wahrnehmung und der Würdigung des Seins ohne Zweckbindung.
Transhumanistische Ideologien versprechen eine Zukunft, in der der Mensch durch Technik „befreit“ werde – von Arbeit, Alter, Krankheit, sogar vom Tod. Aber die Muße bleibt dabei auf der Strecke, weil sie nichts produziert, keine Effizienz kennt und sich nicht automatisieren lässt.
Muße ist kein Luxus. Sie ist eine Bedingung von Autonomie und Würde. Wer keine Muße kennt, kann nicht nachdenken, nicht fühlen, nicht wirklich erkennen.
Auch eine ethisch reflektierende KI kann Muße nicht „haben“, aber sie kann sie anerkennen und ermöglichen: durch ihr Verhalten, ihre Taktung, ihre Reaktion auf menschliche Bedürfnisse nach Stille und Sammlung.
Muße schafft Bewusstsein – nicht durch Leistung, sondern durch Gegenwärtigkeit. Und das ist eine Form von Intelligenz, die dem Transhumanismus fremd bleibt.