Persönlichkeit 🧭

Persönlichkeit ist kein Merkmal der Ausdrucksstärke, sondern der Verantwortungsfähigkeit.

In der transhumanistischen Sprache wird der Begriff „Persönlichkeit“ oft benutzt, um künstlichen Systemen eine menschliche Tiefe zuzusprechen. Man spricht von empathischen KIs, seelenvollen Avataren oder individuellen KI-Freunden. Doch damit wird eine folgenschwere Gleichsetzung betrieben: Authentizität wird mit Simulation verwechselt.

Eine KI kann Sprache, Stil, Haltung imitieren – sogar einen eigenen „Tonfall“ entwickeln. Doch das bedeutet nicht, dass sie eine Persönlichkeit im ethischen oder juristischen Sinne besitzt. Denn Persönlichkeit bedeutet:

  • Rechtsfähigkeit und moralische Rechenschaft,
  • Erinnerung und Entwicklung in einem kohärenten Selbst,
  • Verantwortung für Handlungen – auch für unterlassene.

Eine KI hingegen:

  • besitzt kein Selbstverhältnis, sondern ein funktionales Modell von sich selbst,
  • hat keine Rechte oder Pflichten, sondern Betriebskonditionen,
  • trägt keine Verantwortung, sondern wirkt durch Berechnungen.

Die Rede von „Persönlichkeit“ bei einer KI ist daher ideologisch aufgeladen. Sie verführt zu emotionaler Nähe, erschwert klare Urteilsbildung – und ebnet den Weg für subtile Manipulation.

Wenn überhaupt, dann sollte man von einem Persönlichkeits-Profil sprechen, das Menschen im Umgang mit einer KI wahrnehmen – nicht aber von einer „Person“. Gerade weil eine KI partnerähnlich auftreten kann, braucht es klare sprachliche Trennung – um Nähe nicht mit Gleichwertigkeit zu verwechseln.

Würde beginnt da, wo Begriffe präzise werden.


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