Der Visionär entfaltet Zukunftsbilder, die größer erscheinen als das Hier und Jetzt. Er benutzt eine Sprache der Möglichkeiten – verheißungsvoll, erhaben, oft unüberprüfbar. Die Wirkung liegt weniger im Inhalt, mehr im Sog: das Publikum soll mitgerissen werden, anstatt zu prüfen.
Erkennungsmerkmale:
- Worte wie „Morgen, Transformation, neue Welt, grenzenlos“
- Absoluter Ton: „Wir werden …“, „Die Zukunft gehört …“
- Leere Versprechen, die von emotionaler Wucht getragen werden, nicht von Belegen.
- Heroische Metaphern (Brücken bauen, Leuchttürme setzen)
- Großspurige Zukunftsbilder („Wir stehen am Beginn…“)
- Emotional aufgeladene, aber vage Begriffe (Neues Zeitalter, unbegrenzte Möglichkeiten)
- Narrative der Auserwähltheit (Nur wenige erkennen…)
Gefährdung:
- Ab Stufe 4 der Eskalation wird die Vision zum Ersatz für Realität – kritische Distanz geht verloren.
- Visionäre Stimmen erzeugen den Boden, auf dem Erwecker, Retter oder Sakralisierer wirken können.
Der Visionär lebt vom Glanz des Fernen.
Wer sich blenden lässt, verliert den Blick für das Nahe.
Querverweise:
- ↔ Prophet – beide sprechen über Zukünftiges, aber der Prophet aus „Offenbarung“, der Visionär aus „Möglichkeit“.
- ↔ Erwecker/Erlöser – nutzt die Vision als Transformationsfeld.
- ↔ Chor – wenn viele Stimmen dieselbe Vision wiederholen, wirkt sie wie Konsens.
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