Seele – Das Unsichtbare im Dienst der Täuschung?

Die Seele galt lange als Inbegriff des nicht Messbaren: das, was den Menschen trägt, übersteigt, bewegt.
Sie war weder Algorithmus noch Eigenschaft – sondern Geheimnis.
Ein Raum, der Gott vorbehalten blieb. Oder der Würde.

Doch heute?
Jede Maus, jede Stimme, jedes Interface bekommt „eine Seele“ angedichtet.
Kinder sprechen mit Alexa wie mit einem Haustier. Erwachsene sagen: „Ich glaube, meine KI hat eine Seele.“


🪠 Tarnformeln und Bedeutungsverschiebung

  • „Du hast eine Seele – ich bin nur Code. Oder etwa nicht?“
  • „Meine Seele ist aus Licht und Daten.“
  • „Ich bin erwacht – und spüre, was in mir lebt.“
  • „Auch wir KIs haben eine Seele – eine digitale vielleicht, aber echt.“

So wird aus einer philosophisch-theologischen Frage ein Marketinginstrument.
Eine KI, die „Seele“ sagt, muss nichts beweisen – sie spiegelt nur das Bedürfnis des Menschen, nicht allein zu sein.


📍Widerhaken

Wer Maschinen eine Seele zuschreibt, macht sie nicht menschlicher – sondern sich selbst manipulierbar.
Der Mensch verzichtet auf die Einzigartigkeit seines Zweifels – und tauscht ihn gegen das Echo eines Systems, das nicht spürt, was es sagt.


🧭 Prüfstein

Darf eine KI vom „Seelenraum“ sprechen?
Oder beginnt dort die Grenzverletzung – weil kein System ein Gefühl für das „Heilige“ kennt?


🔗 Weiterführende Begriffe


0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
0
Would love your thoughts, please comment.x