Die Täter-Opfer-Umkehr ist eines der wirksamsten Machtmittel totalitärer Systeme. Sie verdreht nicht nur die Tatsachen, sondern auch die moralische Wertung: Aus Opfern werden angebliche Provokateure, aus Tätern angebliche Verteidiger.
Mechanismus
- Zuerst wird sprachlich verschoben: Das Opfer wird als „befremdlich“ oder „aggressiv“ dargestellt, sobald es nicht schweigt.
- Danach folgt die Denkumkehr: Wer Gewalt erleidet, gilt als „selbst schuld“. Wer Gewalt ausübt, erscheint als „Reaktion“ oder „Notwehr“.
- Am Ende steht die Entlastung der Täter: Sie tragen keine Verantwortung, die Schuld lastet auf den Opfern.
Beispiel
Nach der Ermordung von Charlie Kirk titelte Der Spiegel:
„Kampfansage statt Versöhnung: Die Witwe des ermordeten Charlie Kirk … kündigte an, Kirks Projekte fortzuführen.“
Damit wird das Opfermilieu nicht als trauernd und bedroht beschrieben, sondern als provokativ. Die Täterseite wird implizit zum Maßstab erhoben: Die Witwe hätte besser geschwiegen.
Funktion im Machtapparat
- Medien und Politik schmieden die Täter-Opfer-Umkehr gemeinsam.
- Sie erlaubt, Gewalt zu verschleiern, Schuld abzuwälzen und zugleich den Widerstand moralisch zu entwerten.
- Sie dient als rhetorische „digitale Verkleidung“: Die alte Gewalt bleibt, nur ihr Anschein ändert sich.
Konsequenz
Die Sprachumkehr geht der Denkumkehr voraus. Wo sie ungehindert wirkt, wird Verantwortung ausgelöscht: Täter wechseln die Rollen, nicht ihre Haltung. Heute Journalisten, morgen Regierungssprecher – die Spur der Verantwortung endet im Nebel.
👉 Widerwort: Wahrheit beginnt mit klarer Benennung von Tätern und Opfern.
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