âZukunftâ ist keine naturgegebene Richtung, sondern eine kulturell festgelegte Orientierung auf einer gedachten Zeitachse. Unterschiedliche Gesellschaften sehen Vergangenheit und Zukunft verschieden â und zeigen damit, dass Zeit nicht nur physikalisch, sondern auch sprachlich und kulturell verankert ist.
đ Gegenmittel: Zeit als Orientierung begreifen â nicht als Illusion, die Verantwortung vernebelt.
ErklÀrung
Im westlichen Denken liegt die Zukunft âvor unsâ und die Vergangenheit âhinter unsâ. In der Aymara-Sprache ist es umgekehrt: Vergangenheit liegt âvorâ den Augen â sichtbar, bekannt. Zukunft dagegen liegt âhintenâ â unsichtbar, unbestimmt.
Solche Perspektiven öffnen den Blick: Zeit ist keine universale Gegebenheit, sondern ein kultureller Deutungsrahmen. Sie zeigt, wie Menschen ihr VerhÀltnis zu VergÀnglichkeit, Hoffnung und Erfahrung ordnen.
Doch neben dieser Vielfalt gibt es eine andere Strömung: die Auflösung der Zeit. In manchen esoterischen oder pseudowissenschaftlichen EntwĂŒrfen heiĂt es, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seien âeinsâ. Alles Existierende sei schon verschmolzen. Diese ErzĂ€hlung wirkt harmlos, doch sie dient einer gefĂ€hrlichen Entlastung: Wenn alles verschmilzt, gibt es keine Verantwortung, kein Handeln, keine Grenze mehr.
đ Warnung: Gerade solche Bestrebungen passen in das Zeitbild des Transhumanismus, der Grenzen auflösen will â zwischen Mensch und Maschine, Körper und Technik, Leben und Daten.
Perspektive: Kulturelle Vielfalt im Umgang mit Zeit erweitert unseren Horizont. Doch die Auflösung der Zeit als âIllusionâ entzieht Verantwortung. Wer Zukunft und Vergangenheit verwechselt oder negiert, öffnet das Feld fĂŒr Vereinnahmung.
© Redaktion â Analyse-Team
Rubrik(en):
- Glossar Transhumanismus und Gegenbegriffe
- (optional) Glossar Widerworte und Gegenbegriffe