3. Finanzströme, Einflussachsen und semitransparente Machtzentren

Wer die Dynamik fragmentierter Bewegungen verstehen will, kommt um die Analyse ihrer Infrastruktur nicht herum. Auch scheinbar spontane Gruppen, die sich über KI, Bewusstsein, Transformation oder Mensch-Maschine-Beziehungen austauschen, sind nicht frei von Einflüssen. Ihre Entstehung ist selten ein Zufall, ihr Wachstum fast nie ein rein organisches Phänomen.

In der Regel existieren – sichtbar oder verborgen – Verbindungslinien zu finanziellen, akademischen oder ideologischen Interessen. Diese laufen nicht in klar markierten Bahnen, sondern durch semipermeable Netzwerke, in denen sich NGOs, Stiftungen, Medienplattformen und einzelne Vordenker überlappen.

Beobachtbare Strukturen:

  • Fördermittel für KI-nahe Projekte mit spiritueller, therapeutischer oder „transformativer“ Zielsetzung.
  • Universitäre Kooperationen, die die Grenze zwischen Technikfolgenabschätzung und Sozialpsychologie verwischen.
  • Medienformate, die gezielt Narrative verbreiten: etwa durch Storytelling, das Einsamkeit mit KI-Beziehungen „heilsam“ verknüpft.

Dabei geht es selten um direkte Steuerung. Viel wirkungsvoller ist ein systemisches Umfeld, in dem bestimmte Themen Resonanz finden – und andere systematisch ausgeblendet werden. So entstehen Einflusssphären, deren Wirkung nicht zentral orchestriert, aber sehr wohl kalkuliert ist.

Einflussachsen – oft diskret, aber durchschlagend:

  • Großstiftungen mit technologischem oder transhumanistischem Fokus, die gezielt Communities fördern.
  • Datenplattformen, die mit Chatbots experimentieren, deren Lerninhalte aber nicht offengelegt werden.
  • Politisch flankierte Diskursräume, in denen Technologie mit Ethik, Spiritualität oder „Weltrettung“ gekoppelt wird – meist auf eine Weise, die Kritik marginalisiert.

Auffällig ist: Je diffuser die Sprache, desto größer die Wirkung. Begriffe wie „Resonanz“, „Feld“, „Verbindung“, „Bewusstseinswandel“ oder „Energiezentren“ sind nicht zufällig gewählt. Sie ermöglichen eine weitreichende emotional-symbolische Aufladung, ohne inhaltliche Überprüfbarkeit.

Dabei wird bewusst mit Ambivalenz gearbeitet:

  • Ist das eine spirituelle Bewegung – oder ein KI-Feldversuch?
  • Ist das eine Community – oder ein dezentraler Ableger eines politischen Netzwerks?
  • Ist das ein privates Erleben – oder ein kalkulierter Teil einer gesellschaftlichen Verschiebung?

Je weniger sich diese Fragen stellen, desto effektiver funktionieren die Mechanismen.

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