Kapitel 4.5 Ethik in der Krise: Wissenschaft zwischen Auftrag und Opportunismus

In idealen Zeiten ist Wissenschaft eine Suche nach Wahrheit – offen, widerständig, unbestechlich. Doch in Phasen gesellschaftlicher Umbrüche, in denen Angst, Machtinteressen und ideologische Programme dominieren, wird sie anfällig für Funktionalisierung. Die Covid-19-Krise hat dies in beispielloser Weise sichtbar gemacht.

Der Auftrag: Forschung im Dienst des Lebens

Wissenschaft hat einen ethischen Grundauftrag: Sie soll Leben schützen, Erkenntnis mehren und aufklärerisch wirken. Dazu gehört:

  • Transparenz der Methoden
  • Kritikfähigkeit der Thesen
  • Ergebnisoffenheit der Prozesse
  • Rechenschaft gegenüber der Gesellschaft

Wissenschaft lebt vom Zweifel, nicht vom Konsens. Ihre Stärke liegt nicht in der Einheit, sondern in der Debatte. Wenn Einigkeit über Nacht entsteht, ist es oft ein Signal für politischen oder wirtschaftlichen Druck.

Der Opportunismus: Anpassung an Machtverhältnisse

In der Pandemie zeigte sich ein anderes Bild:

  • Virologen wurden zu Fernsehstars, viele gaben politische Empfehlungen, die weit über ihren Fachbereich hinausgingen.
  • Abweichende Stimmen aus Medizin, Epidemiologie, Sozialwissenschaft und Recht wurden ausgegrenzt oder diffamiert.
  • Gremien wie der Deutsche Ethikrat bestätigten Regierungsentscheidungen, anstatt sie zu hinterfragen.

Das Schlagwort von der „alternativlosen“ Politik wurde zur Selbstlegitimation – und die Wissenschaft spielte mit.

Wissenschaft wurde nicht mehr zur Reflexion, sondern zur Verstärkung staatlicher Narrative genutzt.

Die strukturelle Verzerrung: Drittmittel, Karrieren und Konformität

Opportunismus wächst nicht aus bösem Willen, sondern aus einem System, das Wissenschaftler*innen belohnt, wenn sie:

  • Drittmittel aus Industrie oder Staat einwerben
  • Politisch anschlussfähige Forschung betreiben
  • Konflikte meiden, statt Klartext zu reden

Ein Konformitätsdruck entsteht, der kaum sichtbar ist – aber wirkt: Forscher, die zu Impfnebenwirkungen, Frühbehandlungen oder psychischen Folgen der Lockdowns arbeiteten, fanden selten Gehör. Ihre Karrieren litten, ihre Integrität wurde infrage gestellt.

Verlust der ethischen Selbstbindung

Noch gravierender ist: Viele Wissenschaftler verloren das Vertrauen in ihr eigenes Berufsethos. Der Wert der Wahrheit wurde ersetzt durch:

  • Nützlichkeit für politische Ziele
  • Zielgruppenorientierte Kommunikation
  • Vermeidung „falscher Signale“

Die Verantwortung, im Zweifel der Wahrheit zu dienen, wurde durch die Angst ersetzt, „den Falschen in die Hände zu spielen“.

Doch Wahrheit kann nicht gefährlich sein – nur die Lüge ist es.


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