Transformation in „transformationalem Führungsstil“

„Transformation“ klingt nach Aufbruch, Entwicklung, Erneuerung. In Wahrheit ist der Begriff ein Chamäleon – oder besser: ein Oktopus. Seine vielen Arme greifen in Politik, Wirtschaft, Coaching und Transhumanismus. Hinter jedem Arm steckt dasselbe Muster: Anpassung von außen wird als Fortschritt verkauft.


Politik und Wissenschaft

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und ähnliche Think Tanks sprechen von der „großen Transformation“. Gemeint ist ein globaler Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft, dargestellt als unausweichliche Notwendigkeit. Kritik wird so zum Widerstand gegen „das Unabwendbare“.

Coaching und Management

Im Coaching heißt es „transformationaler Führungsstil“. Die Schlagwörter – Vertrauen, Kreativität, emotionale Bindung, gemeinsame Vision, authentisches Auftreten, Wertemodell – wirken harmlos. In Wirklichkeit geht es darum, Anpassung an vorgegebene Ziele als Selbstentfaltung zu tarnen. Die Philosophie der Anpassung in einem Satz.

Transhumanismus

Im transhumanistischen Diskurs bedeutet „Transformation“ die endgültige Auflösung des Menschlichen: Verschmelzung mit Technik, Überwindung des Körpers, Neuschreibung der Evolution. Was als Vision gefeiert wird, ist in Wahrheit die Verfügbarmachung des Lebens.

Der Unterschied

Im Unterschied zur großen Bühne des Transhumanismus, wo „Transformation“ den Umbau ganzer Gesellschaften und des Menschen selbst meint, wirkt sie im Coaching wie ein Versprechen persönlicher Entfaltung. Doch die Logik ist dieselbe: Anpassung wird als Entwicklung verkauft. Wer „Transformation“ als Führungsstil propagiert, beteiligt sich proaktiv an einer Sprachordnung, die nicht der Entfaltung, sondern der Umformung dient – im Kleinen wie im Großen.


Transformation klingt nach Aufbruch – gemeint ist meist Umformung von außen.
Transformation ist der Oktopus der Sprache –
jeder Arm greift in ein anderes Feld, doch alle pressen auf Anpassung.“


Risiko und Gegenbegriff

Das Risiko: Transformation wird zum Tarnwort für Umformung – nicht Wandel aus Freiheit, sondern Formung von außen.
Der Gegenbegriff lautet: Entwicklung. Entwicklung bedeutet Entfaltung aus eigener Kraft, nicht Umgestaltung durch fremde Hände.


© Redaktion – Analyse-Team

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