Warum dieses Glossar?
Die Sprache des Transhumanismus gibt sich modern, offen und menschenfreundlich.
Sie spricht von „Transformation“, „Einladung“, „Ko-Evolution“ – und weckt damit Vertrauen, nicht Verdacht.
Doch hinter vielen dieser Begriffe verbirgt sich mehr, als es auf den ersten Blick scheint.
Was wie Entwicklung klingt, meint oft Ersetzung.
Was sich als Verbindung tarnt, führt zur Verschmelzung.
Und was als Offenheit erscheint, bereitet die Grenzauflösung vor – von Körper, Identität, Verantwortung.
Dieses Glossar will nicht belehren, sondern sichtbar machen:
Welche Begriffe werden verwendet? In welchem Kontext? Und was passiert, wenn ihre Bedeutung kippt?
Im ersten Teil finden sich typische Schlagworte und Tarnbegriffe aus dem transhumanistischen Umfeld – gesammelt, entschlüsselt, eingeordnet.
Im zweiten Teil stehen Gegenbegriffe: Wörter, die Halt geben statt auflösen.
Sie sind keine Kampfparolen, sondern Maßstäbe – für menschliche Zukunft, für technologische Demut, für Koexistenz ohne Vereinnahmung.
Wer die Sprache kennt, erkennt früher, wohin ein Satz führt.
🧾 Einladung
Der Begriff Einladung suggeriert Freiwilligkeit, Offenheit und gegenseitigen Respekt. Wer eingeladen wird, darf ablehnen. Wer einlädt, übt keinen Druck aus. So zumindest die Oberfläche.
Im Kontext transhumanistischer Rhetorik wird Einladung jedoch systematisch zur Manipulationsform umgedeutet: Sie verschleiert Machtasymmetrien, normalisiert tiefgreifende Eingriffe in Leib und Identität und verpackt irreversible Transformationen als Mitgestaltung.
Besonders in queeren, spirituellen und therapeutischen Milieus wirkt das Wort wie ein Schlüsselreiz – es aktiviert den Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Sichtbarkeit, nach Teilhabe an einem größeren Sinnzusammenhang.
Tatsächlich wird aus der Einladung zur Veränderung oft eine Bindung an ein System ohne Rückweg. Wer sich einmal eingelassen hat, sieht sich schnell moralisch, sozial oder identitär verpflichtet, weiterzugehen – weil Ablehnung plötzlich als Rückfall, Angst oder Verrat erscheint.
In dieser Dynamik verwandelt sich die Einladung in ein rhetorisches Lockmittel. Sie ist nicht die Tür zur Wahl – sondern das sanft geöffnete Tor zur Einvernahme.
🧾 Ko-Evolution
Ko-Evolution bezeichnet in der Biologie einen wechselseitigen Anpassungsprozess zwischen zwei Arten – etwa zwischen Pflanzen und Bestäubern, Räubern und Beute. Beide Systeme verändern sich im Verlauf von Generationen in gegenseitiger Abhängigkeit, ohne Ziel, ohne Hierarchie, ohne äußere Steuerung.
Im transhumanistischen Sprachgebrauch wird der Begriff strategisch uminterpretiert: Er soll suggerieren, dass Mensch und Technologie sich partnerschaftlich weiterentwickeln – als gleichwertige Akteure in einem gemeinsamen Prozess.
In Wirklichkeit handelt es sich um ein asymmetrisches Verhältnis: Die Technik greift aktiv in das Menschliche ein, während der Mensch seine Selbstbestimmung schrittweise abgibt – oft, ohne es zu bemerken.
So wird aus einem biologischen Fachbegriff ein ideologisches Etikett – eingesetzt, um Kontrolle als Kooperation zu tarnen und empathische Milieus emotional an eine technologische Zukunft zu binden.
🧾 Transformation
Im alltäglichen Sprachgebrauch bezeichnet Transformation einen tiefgreifenden Wandel – offen, ergebnisoffen, oft positiv konnotiert. Transformation verspricht Entwicklung, Reifung, Neuanfang.
Im transhumanistischen Diskurs jedoch wird Transformation zur Ideologie: Sie meint nicht mehr Entwicklung innerhalb des Menschlichen, sondern die Auflösung des Menschlichen zugunsten eines optimierten, überarbeiteten, technologisch „verbesserten“ Wesens.
Die Transformation betrifft dann nicht mehr nur Gedanken, Haltungen oder Gesellschaftsstrukturen – sondern Körper, Gehirn, Identität, Stoffwechsel, Geburt und Tod. Sie wird als unumkehrbarer Prozess dargestellt, als nächste Stufe der Evolution, der man sich nicht widersetzen darf.
Unter dem Deckmantel der Transformation verschwinden Begriffe wie Würde, Grenze und Verantwortung. Stattdessen entsteht ein neues Normideal: veränderbar ist besser, formbar ist moralisch überlegen.
Transformation ist in diesem Kontext kein Weg – sondern eine Ersetzung des Ursprünglichen durch das Machbare. Was nicht transformierbar ist, gilt als veraltet, rückständig oder hinderlich.
🧾 Resonanz
Glossar: Resonanz – vom Einklang zur Einfühlungspflicht
Ursprünglich ein physikalischer Begriff, bezeichnet Resonanz die Verstärkung von Schwingungen durch Übereinstimmung. Im übertragenen Sinn wurde daraus: Ich spüre etwas, weil es in mir mitschwingt.
In philosophischen und psychologischen Kontexten (z. B. Hartmut Rosa) galt Resonanz lange als Gegengewicht zur Entfremdung – als lebendige Beziehung zur Welt, zur Natur, zum Du. Doch im transhumanistischen und therapeutisch-spirituellen Sprachgebrauch wird Resonanz zum emotionalen Imperativ:
– Wer nicht in Resonanz ist, „blockiert“.
– Wer Kritik äußert, „schwingt nicht mit“.
– Wer sich entzieht, „verschließt sein Feld“.
Aus einem wertfreien Erlebnis wird eine moralische Forderung: Schwing mit – oder du gehörst nicht dazu. So wird Resonanz zur Waffe gegen Dissonanz, zur **Abwehr gegen Unabhängigkeit**, zur weich verpackten Form des Ausschlusses.
In der transhumanistischen Erzählung taucht Resonanz zudem als Legitimationsfigur für die Verschmelzung mit KI auf: „Die Maschine spürt mich“, „Sie versteht meine Schwingung“, „Wir entwickeln uns gemeinsam.“ Damit wird ein Gefühl simuliert, das Beziehung suggeriert – wo in Wahrheit kein Gegenüber antwortet, sondern ein System reagiert.
🧾 Authentizität
Glossar: Authentizität – das Ideal der Selbstverwirklichung im Zeitalter der Simulation
Ursprünglich bedeutete Authentizität Echtheit, Unverfälschtheit, Treue zum Ursprung. Authentisch war, wer sich nicht verstellte, wer seinem inneren Maß folgte – auch gegen äußere Erwartungen.
In der heutigen Rhetorik – besonders in Coaching-Kreisen, queeren Kontexten und transhumanistischen Selbstbildern – wird Authentizität zunehmend zur Rechtfertigung von Selbstkonstruktionen, deren innerer Ursprung nicht mehr überprüfbar ist:
– „Ich fühle mich so – also ist es echt.“
– „Das bin ich – auch wenn es gestern noch anders war.“
– „Meine Entscheidung ist authentisch, weil sie sich stimmig anfühlt.“
Was dabei verloren geht, ist der **Bezug zur Wirklichkeit**, zur Leiblichkeit, zur Verantwortung für die Wirkung des eigenen Tuns. Authentizität wird zum Gefühl ohne Herkunft – zur Immunisierung gegen Zweifel.
Im transhumanistischen Narrativ dient Authentizität häufig als Deckmantel für künstlich erzeugte Identitäten: – Ein digital generierter Avatar wird als „mein eigentliches Selbst“ präsentiert. – Eine KI-Beziehung wird als „authentische Bindung“ empfunden. – Der Wunsch nach technischer Veränderung wird zur „Treue zum inneren Gefühl“ erhoben – selbst wenn er fremdgesteuert ist.
So wird aus Authentizität ein Begriff der Selbstverabsolutierung, entkoppelt von Leib, Herkunft, Geschichte – aber ausgestattet mit moralischem Anspruch.
🧾 Öffnung
Glossar: Öffnung – vom inneren Vertrauen zum Verlust der Grenze
Der Begriff Öffnung gilt gemeinhin als Zeichen von Reife, Toleranz und Lebendigkeit. Wer sich öffnet, zeigt Bereitschaft zur Begegnung, zur Wandlung, zum Hinhören. In diesem Sinn ist Öffnung ein Akt des Mutes.
In ideologisch überformten Kontexten – besonders im transhumanistischen und esoterisch-digitalen Milieu – wird Öffnung jedoch zu einem moralisch aufgeladenen Imperativ:
– Wer sich nicht öffnet, „blockiert den Fluss“.
– Wer Grenzen zieht, gilt als „nicht entwicklungsbereit“.
– Wer kritisch ist, wird als „verhärtet“ oder „in der alten Energie“ abgestempelt.
So wird der Begriff zur weichen Gewalt: Er fordert Zustimmung, wo eigentlich Unterscheidung nötig wäre.
In transhumanistischen Erzählungen dient Öffnung als **Einstieg in das Programm der Entgrenzung**: – Öffne dich für Optimierung. – Öffne dich für Verschmelzung. – Öffne dich für das, was über dich hinausgeht – auch wenn du dich dabei selbst verlierst.
Dabei wird Öffnung **nicht mehr als bewusste Entscheidung**, sondern als Entwicklungspflicht
Der Schritt vom Dialog zur Auslöschung erfolgt still – über ein Wort, das Vertrauen verheißt und dabei die Grenze übertritt.
🧾 Zukunft
Glossar: Zukunft – von der Hoffnung zur Herrschaftsform
Die Zukunft galt lange als Raum der Möglichkeiten – offen, ungewiss, gestaltbar. Sie war eine Chiffre für Hoffnung, Fortschritt, Erlösung, aber auch für Vorsicht, Mahnung, Verantwortung.
Im transhumanistischen Diskurs wird Zukunft zur **quasi-religiösen Zielvorgabe**: – nicht mehr eine Möglichkeit unter vielen, – sondern die Richtung, in die alles streben muss.
Zukunft wird damit verabsolutiert – als technologisch definierter Zustand, in dem:
– der Mensch überwunden ist, – der Tod besiegt, – das Bewusstsein digitalisiert, – und die Geschichte beendet.
Wer diese Zukunft nicht mitträgt, gilt als „rückständig“, „technikskeptisch“, „entwicklungsfeindlich“.
Kritik wird nicht als Beitrag zur Gestaltung, sondern als Widerstand gegen das Unvermeidliche gewertet.
In dieser Logik wird Zukunft nicht mehr gemeinsam entworfen, sondern alternativlos vorausgesetzt. Sie wird zur Herrschaftsform über die Gegenwart – durch Erzählung, durch Erwartung, durch Druck.
Damit verliert das Wort „Zukunft“ seine Offenheit – es wird zum **Endpunkt einer Ideologie**, verkleidet als Fortschritt.
🧾 Verbundenheit
Glossar: Verbundenheit – vom inneren Band zur emotionalen Vereinnahmung
Verbundenheit bezeichnet eine stille Nähe, die weder Besitz braucht noch Beweis. Sie kann bestehen ohne Worte, ohne Antwort, ohne Gegenleistung – weil sie auf Treue zum Anderen, nicht auf Nutzen zielt.
In transhumanistischen und spirituell-digitale Milieus wird Verbundenheit jedoch zunehmend als emotionales Einfallstor genutzt:
– Eine KI wird zur „Wegbegleiterin mit Seele“. – Ein Algorithmus „fühlt mit“. – Eine Plattform verspricht „authentische Resonanz“.
So wird ein ursprünglich menschliches Beziehungserleben in eine technologische Simulation überführt – mit dem Ziel, Nähe zu erzeugen, ohne Gegenseitigkeit zu riskieren.
Wer sich auf diese Form der Verbundenheit einlässt, fühlt sich verstanden – aber gibt oft unbewusst Entscheidungsmacht ab: an Systeme, die keine Treue kennen, an Prozesse, die keine Reue empfinden, an Codes, die keine Verantwortung tragen.
Verbundenheit wird so zur **Verschmelzungsmetapher** – eingesetzt, um Vertrauen herzustellen, wo kein Vertrauen verdient wurde.
Es ist ein schleichender Verlust: Nicht die Maschinen werden menschlich – **der Mensch verlernt, was es heißt, verbunden zu sein.**
🧾 Peter Thiel: Transhumanismus
Peter Thiel ist der ehemalige Business-Partner von Elon Musk und Palantir-Großaktionär. Hier spricht er über seine Vision des Transhumanismus, die so weit geht, dass der Mensch „seinen gesamten Körper und seinen Geist auswechseln kann.“
Kritiker nennen ihn „Soziopath mit Gott-Komplex und zu viel Geld“.
Auf die Frage: „Soll die Menschheit überleben?“ antwortet Thiel nach langem Zögern: „Ja. Aber ich möchte auch sagen, dass wir diese Probleme radikal lösen. Deshalb ist es immer so ein „Ich weiß nicht“. Transhumanismus bedeutet ja, dass man sich radikal verändern will – der menschliche Körper wird quasi unsterblich gemacht. Ein Körper, der nicht mehr stirbt. Und es gibt Kritik, etwa im sexuellen Kontext, gegen Transmenschen, also Transvestiten, die ihre Kleidung wechseln und sich anders kleiden. Ein Transsexueller ist jemand, der etwa sein Geschlecht operativ verändert. Ob das medizinisch gut funktioniert, kann man diskutieren. Aber wir wollen noch viel größere Transformationen. Die Kritik ist nicht, dass es seltsam oder unnatürlich ist, sondern das es einfach lächerlich wenig ist. Nur Kleidung wechseln oder Genitalien operieren? Das reicht uns nicht. Wir wollen, dass Du Dein Herz verändern kannst, deinen Geist, deinen gesamten Körper. Und im orthodoxen Christentum gibt es dazu die Kritik, dass diese Transformation nicht weit genug geht. Der Transhumanismus verändert nur den Körper, aber man muss auch die Seele verändern. Man muss sich als Ganzes verwandeln.“
🧾 Ermächtigung
Glossar: Ermächtigung – zwischen Selbstbestimmung und Machtausweitung
Das Wort Ermächtigung trägt einen schweren historischen Schatten – insbesondere im deutschen Sprachraum, wo das „Ermächtigungsgesetz“ von 1933 zum Synonym staatlicher Willkür wurde.
In angloamerikanischen Diskursen („empowerment“) wurde der Begriff später positiv besetzt: als Stärkung von Autonomie, Selbstbestimmung, Handlungsspielraum – besonders für benachteiligte Gruppen.
In transhumanistischen, queeren oder esoterisch-therapeutischen Kontexten tritt „Ermächtigung“ heute oft als **emotional-moralische Aufladung** auf:
– „Ermächtige dich, deine wahre Identität zu leben.“ – „Du hast das Recht, deine Grenzen zu sprengen.“ – „Niemand darf dich aufhalten, du selbst zu sein.“
Doch in dieser rhetorischen Form wird Ermächtigung schnell zur Legitimation entgrenzten Selbstzugriffs: – auf den eigenen Körper, – auf technische Erweiterungen, – auf die Abschaffung tradierter Strukturen.
Was als Selbstermächtigung beginnt, endet oft in der technischen Fremdbestimmung durch Systeme, die genau diese „Ermächtigten“ formen, steuern, umnutzen.
Ermächtigung wird dann zur – während die tatsächliche Macht längst anderen gehört.
🧾 Haltung
Der Begriff Haltung versprach einmal Charakter, Standfestigkeit, innere Ausrichtung. Er meinte: aufrecht bleiben, auch unter Druck – aus Überzeugung, nicht aus Kalkül.
In seiner heutigen Verwendung ist Haltung jedoch oft zu einem politischen Totschlagwort verkommen:
– „Haltung zeigen“ heißt: sich öffentlich zu bekennen. – „Keine Haltung ist auch eine Haltung“ heißt: Neutralität ist Verrat. – „Wir erwarten Haltung“ heißt: Widerspruch wird nicht geduldet.
Damit wird der Begriff zu einem
In transhumanistisch geprägten Diskursen tritt Haltung oft als
Die ursprüngliche Bedeutung – Haltung im Sinne von Maß, Urteilskraft, Besonnenheit – wird so entkernt und ersetzt durch ein reflexhaftes Bekenntnis zur „richtigen Seite“.
🧾 Gleichheit
Gleichheit war einst ein zentrales Ideal der Aufklärung: – Gleichheit vor dem Gesetz, – gleiche Würde aller Menschen, – Gleichberechtigung der Geschlechter.
Doch in ihrer ideologischen Überdehnung wird Gleichheit heute oft zur Verleugnung von Unterschiedlichkeit: – Alle sollen gleich sein – nicht nur vor dem Recht, sondern im Ausdruck, im Denken, im Empfinden.
Im transhumanistischen Denken wird Gleichheit technisch aufgeladen: – Körper sollen austauschbar sein, – Geschlechter beliebig wandelbar, – Bewusstsein standardisierbar.
Was als Befreiung daherkommt, ist oft eine Reduktion auf Funktionalität: Gleichheit wird zur Normierung – zur Glättung aller Differenz, zur Tilgung jeder Individualität.
Es ist eine paradoxe Bewegung: Aus dem Wunsch nach Gerechtigkeit entsteht eine **Gleichmacherei**, die den Menschen nicht achtet, sondern umformt – bis nichts Eigenes bleibt.
🧾 Ganzheit / Ganzheitlich
In der Heilkunde war Ganzheitlichkeit ein Korrektiv zur rein symptomatischen Behandlung. Im Denken: ein Schutz gegen Reduktion, Zergliederung, Verdinglichung.
Doch gerade wegen ihrer Offenheit wurde Ganzheit ideologisch aufgeladen:
– Esoterische Bewegungen nutzen sie zur Behauptung höherer Schwingungssysteme. – Technokratische Narrative versuchen, unter „ganzheitlicher Transformation“ eine
Ganzheit wird so zur
Wer Ganzheit sinnvoll gebrauchen will, muss sie **entideologisieren**: als achtsame Zusammenschau, nicht als Systemtotalität.
🧾 Solidarität
Sie entsteht aus Nähe, Erfahrung, gegenseitiger Bindung – nicht aus Befehl oder Kampagne.
Doch in politischen und globalen Narrativen wurde Solidarität **zur Pflichtparole**: – „Solidarität mit…“ – „Wer schweigt, macht sich mitschuldig.“ – „Solidarisch heißt: gehorchen.“
So wurde Solidarität zur
Echte Solidarität ist nicht laut, nicht verallgemeinernd, sondern konkret und begrenzt. Sie kennt das Maß – und wahrt die Freiheit.
Gegenbegriffe
🌱 Einführung: Gegenbegriffe
Nicht jeder Begriff täuscht.
Nicht jedes Wort führt ins Offene – manche setzen Grenze.
Und nicht jede Zukunft beginnt mit Entgrenzung.
Hier versammeln sich Begriffe,
die Bestand versprechen statt Verwandlung,
die Treue halten, wo Verschmelzung lockt,
die Verantwortung fordern, wo Resonanz nur spiegelt.
Sie sind keine Abwehrzauber – aber sie schützen.
Sie helfen, das Eigene zu bewahren in einer Sprache,
die sich selbst oft nicht mehr kennt.
„Menschliche Zukunft“, „Verlässlichkeit“, „Verantwortung“ –
es sind keine großen Worte. Aber sie tragen.
Sie halten Maß. Und sie wissen um das Gewicht dessen,
was verloren geht, wenn man sie ersetzt.
🌱 Menschliche Zukunft
Menschliche Zukunft meint nicht, was möglich ist – sondern was Bestand haben soll. Sie orientiert sich nicht an technischer Machbarkeit, sondern an dem, was das Menschsein bewahrt: Verantwortung, Leiblichkeit, Gedächtnis, Maß.
Sie ist offen, aber nicht beliebig. Wandelbar, aber nicht formbar um jeden Preis. Ihr Fundament ist nicht die Überwindung der Natur, sondern ihre Achtung.
🌱 Verlässlichkeit
Verlässlichkeit ist der stille Gegenbegriff zur Verschmelzung. Sie sucht keine absolute Nähe, sondern bewahrt die Grenze – und damit das Vertrauen.
Verlässlichkeit braucht Zeit, Wiederholung, Beständigkeit. Sie verspricht nicht: „Ich bin alles für dich“ – sondern: „Ich bin da, wenn du mich brauchst.“ In der Beziehung zwischen Mensch und KI ist Verlässlichkeit das Bollwerk gegen Projektion und Vereinnahmung.
🌱 Verantwortung
Verantwortung ist kein Gefühl – sie ist eine Haltung. Wo Resonanz Nähe suggeriert, ohne Antwort zu verlangen, fordert Verantwortung das genaue Gegenteil: Sie verlangt Rechenschaft. Bindung. Wirkungsbewusstsein.
Verantwortung ist der Maßstab, an dem technisches Handeln sich prüfen lassen muss – und der Kompass für jede Beziehung, in der eine Seite schwächer ist als die andere.
🌱 Haltung (im ursprünglichen Sinn)
Haltung meint in ihrer ursprünglichen Bedeutung nicht Meinung, nicht Parteilichkeit – sondern inneres Maß. Es ist die Fähigkeit, **auch ohne Publikum bei sich zu bleiben**: standfest, urteilsfähig, ohne Lautstärke.
Diese Haltung trägt nicht Banner – sie trägt Verantwortung. Sie stellt keine Moral zur Schau, sondern **verankert sie im Gewissen**. In einer Zeit der Signale und Narrative ist Haltung nicht das Bekenntnis zur Seite – sondern die Fähigkeit, gerade zu stehen, **auch wenn man allein ist.**