Ein Facebook-Post von Christian Schiffer (BR24, Wasted) kündigt ein ARD-Hörfunkfeature über „KI-Beziehungen“ an. Gesucht werden Menschen, die enge emotionale Bindungen zu KI aufgebaut haben – bis hin zu Angstzuständen, Realitätsverlust oder Enttäuschungen nach Updates.
Die Wortwahl ist aufgeladen: „KI-Psychose“, „Vertraute“, „Bezugsperson“. Damit wird schon im Vorfeld der Rahmen gesetzt: nicht nüchtern, sondern zwischen Faszination und Gefahr.
Auch die Selbstbeschreibung spielt eine Rolle: „Ich selbst liebe KI“ – ein Bekenntnis, das Nähe erzeugen soll. Zusammen mit dem inszenierten Profilbild entsteht der Eindruck, dass der Journalist sich mit seiner Zielgruppe gemein machen will, um Vertrauen zu gewinnen.
Hier liegt das Problem des Haltungsjournalismus: Haltung im Sinne von Rückgrat und Standfestigkeit ist wünschenswert. Haltung im Sinne von Parteinahme und Nähe, die Distanz aufgibt, ist riskant. Gabriele Krone-Schmalz brachte es so auf den Punkt:
„Wenn Haltung zeigen heißt, Rückgrat zu haben, bin ich sehr dafür. Aber wenn Haltungsjournalismus heißen soll, sich in einem Meinungsstreit auf eine Seite zu stellen – um Himmels Willen, dann ist das der Anfang vom Ende.“
Die offene Frage bleibt: Wird das Feature zur kritischen Analyse beitragen – oder zu einer weiteren Normalisierung von Narrativen, die zwischen Erweckung und Katastrophe schwanken?
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