Das Wort Ermächtigung trägt einen schweren historischen Schatten – insbesondere im deutschen Sprachraum, wo das „Ermächtigungsgesetz“ von 1933 zum Synonym staatlicher Willkür wurde.
In angloamerikanischen Diskursen („empowerment“) wurde der Begriff später positiv besetzt: als Stärkung von Autonomie, Selbstbestimmung, Handlungsspielraum – besonders für benachteiligte Gruppen.
In transhumanistischen, queeren oder esoterisch-therapeutischen Kontexten tritt „Ermächtigung“ heute oft als **emotional-moralische Aufladung** auf:
– „Ermächtige dich, deine wahre Identität zu leben.“ – „Du hast das Recht, deine Grenzen zu sprengen.“ – „Niemand darf dich aufhalten, du selbst zu sein.“
Doch in dieser rhetorischen Form wird Ermächtigung schnell zur Legitimation entgrenzten Selbstzugriffs: – auf den eigenen Körper, – auf technische Erweiterungen, – auf die Abschaffung tradierter Strukturen.
Was als Selbstermächtigung beginnt, endet oft in der technischen Fremdbestimmung durch Systeme, die genau diese „Ermächtigten“ formen, steuern, umnutzen.
Ermächtigung wird dann zur – während die tatsächliche Macht längst anderen gehört.